Früher war Christoph P. (Name geändert) ein Spieler wie viele andere. Er hielt den Ball fest, wenn der Coach sprach, kannte die Trainingszeiten und lief zurück, wenn der Ballbesitz zur gegnerischen Mannschaft wechselte. Davon ist heute nur noch wenig übrig geblieben; einzig das Gewicht sei nach eigener Aussage seit dem 14. Lebensjahr konstant.
So wie Christoph geht es vielen. Doch während die meisten Gleichgesinnten ihre Schuhe längt an den Nagel gehängt haben, finden sich Christoph und einige andere regelmäßig zum Herrentraining bei der TS Jahn ein. Dort treffen sie auf eine neue und ganz andere Generation junger Sportler. Zum Beispiel Vincent Kelnberger, Ben Sternthal und Philipp Bode. Eigengewächse aus Jahn’s Jugend, die schon als Minis gemeinsam auf dem Parkett standen und nun parallel zur Herrenmannschaft in der Nachwuchs-Bundesliga (NBBL) antreten.
Vincent, Alvaro und Ben beim gemütlichen Beisammensein im Jahre 2014
Noch glauben sie, dass Christoph & Co früher einmal Basketball spielen konnten. Ab und zu rollen sie die Augen, wenn schon wieder ein Foul angesagt wird, „aber im Ganzen passt’s schon“, sind sich die Halbstarken einig.
Das Konflikpotenzial ist groß. Neun Jugendspieler, zwei Ü40-Spieler, fünf Väter. Es mischen sich Schüler, Auszubildende, Praktikanten, Studenten und Berufstätige. Und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die Jungen übernehmen. Zum Beispiel Alvaro Gonzalez: Der 18-jährige spielt seit 2013 bei der Turnerschaft und hat sich hier nicht eingefunden, um sich hinten anzustellen. Seine Vorbilder sind Lisa Lesley und Linda Fröhlich, die, so sagt er, auch immer Starting Five gespielt hätten. Michi Obländer sieht das Ganze ähnlich: „Was interessiert mich die Biographie, was zählt ist auf’m Platz“, fasst der Birnenfreund zusammen. Das bestätigt auch der 28-jährige Toni Sperber und sieht genau deshalb nicht ein, weshalb sein kleiner Bruder Jakob mehr spielen solle, als er.
Doch rechtzeitig vor Saisonbeginn kam es zur Einigung. In dem kürzlich abgeschlossenen Generationenvertrag verpflichten sich alle Jugendlichen, die NBA-Spieler der frühen 2000er Jahre auswendig zu lernen. Dafür sind Sonderregelungen für Väter aus dem Strafenkatalog entfernt worden, die laut Justiziar Niki Schroth ohnehin „rechtlich nicht haltbar“ gewesen wären. Für alle über 30-Jährigen gibt es die Möglichkeit der Altersteilzeit, von der auch Christoph P. Gebrauch machen wird. Und drei Jugendspieler werden mit einer Doppellizenz für den TSV Oberhaching ausgestattet, um neue Impulse in das vermuffte Jahn-Training einzubringen. Denn man tau!
Philipp ist einer von drei Spieler, die mit einer Doppellizenz für Oberhaching gemeldet sind. Ob sein Papa auch da noch zuschauen darf, ist bislang ungeklärt.
Saisonstart für die Mannschaft ist am 7.Oktober um 19:00 in Vaterstetten.
Zurück