Am 20. März wurde seitens des Bayerischen Basketball Verbandes (BBV) das offizielle Saisonende der Saison 2019/2020 bekannt gegeben. Das Aufstiegsspiel am 28. März gegen MTSV Schwabing, auf das unsere Herren-1 wochenlang vorbereitet hatte, ist damit ebenso abgesagt wie alle anderen verbleibenden Spiele. Über die Aufstiegsregelung wird nun in den entsprechenden Gremien entschieden (Meldung BBV hier).
Erstmals mehr Jugendspieler als Senioren
Die Saisonvorbereitung begann für Jahn München im Sommer 2019 mit einem großen Umbruch: Nachdem man in der Vergangenheit vor allem auf erfahrenes Personal setzte, sollten zur Saison 19/20 vorrangig Jugendspieler (Jahrgänge 2000 und jünger) Verantwortung übernehmen. Unter dem Motto „Lass die Jungen ran, ey“ traten diverse Oldies ins hintere Glied, nach vier Aufstiegen in Serie hatten sie ihre Schuldigkeit getan (Bericht hier). Im Trainingsbetrieb dient die Generation 30+ weiterhin als Einheizer, bringt die nötige Härte rein und dominiert das ein oder andere Wurfspiel. "Von unseren gemischten Trainings profitieren Jung und Alt gleichermaßen", erklärt Aufbauspieler Philipp Bode, "der Härtegrad der Älteren beeindruckt mich immer wieder aufs Neue."
Der Umschwung lässt sich auch quantitativ erfassen: 57% der Punkte wurden in der Saison 19/20 durch Jugendspieler erzielt, eine deutliche Steigerung zu allen Vorjahren. Topscorer: Philipp Bode (Jahrgang 2001), die meisten Spiele: Pirmin Gaißer (2000) vor Max Pürschel (2003) – alles Marke Eigenbau Jahn München. Letzterer kam frisch aus der U16 in die Herren-1, wurde früh ins kalte Wasser geworfen und entwickelte sich genau wie sein Zwillingsbruder Jan über die Zeit zu einem unverzichtbaren Leistungsträger des Teams.
Mit Vincent Kelnberger, Federico Semino, Sternchen, Eray Özal und Dave Heemken kamen weitere Spieler aus dem Jugendprogramm zu wichtigen Einsätzen. Alle tragen spätestens seit der U14 das Jahn-Trikot und gehörten in der nun abgelaufenen Saison dem Herren-1 und dem NBBL-Kader an.
Der Weg zur Leistungsmannschaft
Auch inhaltlich wurde der Betrieb merklich angezogen. Erstmals startete die Saisonvorbereitung bereits im Juli, diverse Testspiele sowie Trainingslager im September und Januar sollten den nötigen Feinschliff geben. Nicht zuletzt durch den entsprechenden internen Konkurrenzkampf wuchs die Trainingsbeteiligung auf ein beachtliches Maß – hervorzuheben ist hier vor allem Dave Heemken, der mit 100% ein perfektes Trainingsjahr hinlegte. Und selbst das Reiskorn, traditionell im 40%-Bereich, konnte seine Bilanz der Vorjahre mit über 55% deutlich überbieten.
Ausbau des Jugendschutzes
Der vermehrte Einsatz von Jugendspielern hatte auch außersportliche Konsequenzen: Als Präventionsmaßnahme vor eskalierendem Abendprogramm sah sich Innenspieler Sinan Özdil gezwungen, vor allen Spielen Kontrollanrufe bei den Jugendspielern zu tätigen. Außerdem feierte das Team insgesamt sieben Einstandskisten (alkoholfrei, versteht sich) und da jeweils so viele Rookies zum Tragen der Taschen zur Verfügung standen, nahm man bei den Auswärtsspielen oftmals gleich mehrere Trikotsätze mit.
In den Strafenkalatog wurde zum Jugendschutz das Rauchen für U25-Spieler (5€) sowie Mützenpflicht im Winter (2€) eingefügt. Zur kommenden Saison soll dies um Helmpflicht für alle Fahrradfahrer (2€) ausgeweitet werden. Kapitän Toni Sperber: „Neben sportlichem Erfolg ist es auch wichtig, dass wir als Herren-1 unserer Vorbildfunktion nachkommen. Vor allem die Spieler zwischen 16 und 20 Jahren haben einen erheblichen Einfluss auf die nachfolgenden Jahrgänge. Da die Spieler dieses Alters besonders anfällig für Unfug aller Art sind, haben wir uns im Ältestenrat für eine harte Linie entschieden.“
Aufstieg klares Saisonziel
Doch die Verjüngung, so stellt der Ältestenrat unmissverständlich klar, sei kein Selbstzweck: „Wir wollten ein Team aufbauen, mit dem mittelfristig noch 2-3 weitere Aufstiege möglich sind“, erläutert der 43-Jährige Jonas Hartmann, der seinen Platz im Sommer 2019 ebenfalls räumte und seitdem nur noch zweimal als Aushilfe einsprang.
In Richtung Aufstieg war man insgesamt auf einem guten Weg und lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem MTSV Schwabing: Am 28. März, dem letzten Spieltag, wäre es theoretisch zum Showdown und Aufstiegsspiel der beiden erstplatzierten Teams gekommen. Nachdem Jahn im Hinspiel denkbar knapp mit 76:82 verloren und die Tabellenführung damit abgegeben hatte, errechnete man sich für das Rückspiel gute Chancen, die Schwabinger sozusagen auf der Zielgeraden wieder zu schlucken. Doch statt eines Entscheidungsspiels wird nun am grünen Tisch über die Aufstiegsregelung entschieden.
Headcoach Niko Heinrichs: „Natürlich wäre uns allen ein sportlicher Aufstieg lieber gewesen, doch an einen Spielbetrieb ist in der augenblicklichen Lage nicht zu denken. Wir blicken nun gespannt auf die Entscheidung der entsprechenden Gremien, die für unser Programm eine erhebliche Bedeutung hat. Die Pressemitteilung des BBV vom 20. März lässt die Hoffnung aufkeimen, dass beiden Teams ein Aufstieg in die zweite Regionalliga ermöglicht wird. Das würden wir natürlich sehr begrüßen und halten es in Anbetracht der Spielergebnisse auch für eine faire und sinnvolle Regelung!“
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