Saison-Rückblick NBBL 2019/20 1/2

Ein ultimativer Rückblick auf die beste NBBL-Mannschaft, die Jahn München je hatte

Teil 1/2 – Die Saisonzusammenfassung

Die Antwort auf einige Fragen, auf die es bislang keine Antwort gab. Und Antworten auf Fragen, die bisher keiner gestellt hat. Das Personal in der Einzelkritik.

März, April 2019: Auf den allerletzten Drücker hat sich Jahn soeben wieder für die NBBL qualifiziert. Der PL macht sich Gedanken über die neue Saison, er möchte einen neuen Headcoach installieren. Das Anforderungsprofil wird erstellt, die Diskussion eröffnet und schwankt zwischen Dirk Bauermann (der eigentlich immer in Frage kommt) und Svetislav Pesic (der eigentlich nie in Frage kommt). Folgender Fragebogen wird verteilt, Zutreffendes war anzukreuzen, die höchste Zahl an „JA“ würde automatisch den Zuschlag erhalten:

Haben Sie bereits Jugendbundesliga gecoacht?
JA O  NEIN O

Wurden Sie schon mal Deutscher Meister in einer Randsportart?
JA O  NEIN O

Haben Sie einen eigenen Schlüssel für die Korbanlage im Jahn?
JA O  NEIN O

Kennen Sie einige der Spieler, weil Sie vor laaanger Zeit deren Mini-Trainer waren?
JA O  NEIN O

Tragen Sie Schuhe beim Training?
JA O  NEIN O

Nach einem ausgefuchsten Auswahlverfahren und mehrwöchigen Assessment-Runden wird der Neue verpflichtet und hat nun bis zu den Sommerferien Zeit, die vorspielenden Athleten verschiedener Altersklassen (und Adoleszenz-Levels) kennenzulernen und auszuwählen. Als Controller fungiert der ehemalige Headcoach, der immerhin auf zwei „JA“ gekommen war und nun als Übersetzer Dienst leistet. („Chef, merk dir endlich was Dänisch heißt und blue und Ackermann – die Jungs verstehen dich sonst nicht!“).

Der neue Headcoach zerstört sein in 40 langen Praxis-Jahren bewährtes Playbook hinter der Französischen Schule (dort fällt der Brandgeruch am wenigsten auf), löscht sein mühsam selbst erarbeitetes „Wörterbuch der Basketball-Philosophie“ vom PC und formuliert schließlich Anfang Juli akribisch das einzige inhaltliche Ziel des Jahres: „Zweimal dribbeln! Bittebitte! Nein Philipp: Zweimal!“

Am Ende der Tryouts bleibt nicht nur der neue Headcoach an Bord, weil er Fortschritte beim wöchentlichen Vokabeltest (Belza, Eckenschütze) verzeichnet, sondern es dürfen sich auch 20 – in Worten zwanzig – Spieler zum Kader der Saison zählen (-> Teil 2/2 dieser Doku folgt in Kürze!). Denn PL und AC haben immer noch Alpträume von einigen Wettkämpfen der Saison 18/19, zu denen sie mit gerademal fünf Aufrechten antreten mussten, alle anderen hatten entweder attestierte Auas oder keinen Bock mehr auf herbe Niederlagen gehabt.

August. Offenbar ist der Neue ein Weichei! Nach dem Casting zählen zur neuen Mannschaft überraschend auch Jungs, die vor September eher nicht zum Training eilen würden, wobei hier verschiedene Kategorien unterschieden werden:

Kategorie A: Ich hab gerade Abi gemacht und muss die Welt entdecken!

Kategorie B: Ich mach demnächst Abi und muss die Welt entdecken!

Kategorie C: Ich bin Teenager und hab gerade entdeckt, warum mir der Timo Alkohol immer verbietet!

Kategorie D: September? Training? What?  

Nach überaus professioneller, intensiver Vorbereitung – stets gemäß einer der obigen Kategorien -  kommt es im Spätsommer zu einigen Testspielen, die samt und sonders verloren gehen, weil die Mannschaft entweder das bislang einzige offensive Saison-Ziel missachtet (siehe oben; zweimal Dribbeln!) oder das brandneue zweite ignoriert (nein, wir stecken den Ball nicht durch und überfordern damit den armen Brot-Kameraden in Korbnähe… Eckenschütze… Extrapass…).

Die Misere zieht sich bis in die ersten Spiele hinein und wird ohne Zögern erweitert auf defensives Unterlassen (a: stupende Naivität im Eins-gegen-Eins, b: mangelnde Wehrhaftigkeit beim Kampf um abspringende Bälle, c: träges Zurücktraben provoziert gegnerische Fastbreaks). Hinzu kommen weitere Widrigkeiten wie gebrochene Finger, verdrehte italienisch-stämmige Füße, Pürschel’sches Drüsenfieber, verlängerte Heimat-Aufenthalte der frisch gedrafteten Athleten, Lieferprobleme auf dem Sportbrillen-Sektor, dauer-gereizte Wachstumsfugen spätpubertierender Gelenke, größte Volksfeste der Welt.

Apropos Oktober: Er bringt ein erstes Heimspiel, bei dem selbstbewusste eigene 83 Zähler munter kombiniert werden mit 88 Internatspunkten und er bringt eine Auswärtsklatsche gegen lauter 3m große Zauberer bei dem zwei unserer Leistungsträger nach 3 Stunden Schlaf und 2 Promille Restalkohol (oder war’s umgekehrt – es kam jedenfalls wohl zum letzten Mal vor) zum Match-Loser avancieren. Und er bringt doch noch den ersten Sieg! Gegen Würzburg, nach erstmals gelungener Video-Vorbereitung und personalisierter Schwachstellen-Analyse. Die Unterfranken werden vor Schreck fortan kein Spiel mehr gewinnen können, bis zum letzten Spieltag, dazu später. Preis für den Sieg: ein Nasenbeinbruch, das hatten wir ja noch nicht. Dabei hätte Sternchen beinah fünf Trainings am Stück geschafft.

Im Verlauf der Herbstferien wird endlich das erste Testspiel gewonnen, es war denn auch das letzte. Leider hat unser Herrenteam jegliches Beweismaterial dazu konsequent vernichtet und nur im Kreis der Junioren wird die Erinnerung an jenes denkwürdige „Match des Generationswechsels“ hochgehalten. Es soll übrigens im WHG stattgefunden haben, unter der einfühlsamen Leitung von Felix K., dem Ex-FSJler.

Voller Selbstvertrauen holt man sich anschließend in Tübingen die nächste 30-Punkte-Klatsche von dem erfolgreich als Männermannschaft verkleideten Gastgeber, es genügen dazu zehn schwache Minuten. Ein listiger Plan, denn nun unterschätzt die eine der beiden Ulmer Erstliga-Filialen die Jahnlinge derart, dass diesmal zehn gute Minuten genügen, um einen ersten Überraschungscoup zu landen, trotz kurvenreicher Anreise (Stellwerksstörung Donnersberger Brücke) und 90minütiger Verspätung der Schiedsrichter. Die Planung des Auswärtstermins liegt wie immer bei Rüssl Rüssmann, die der Unparteiischen nicht.  

Im Rückspiel macht Uuuuulmer ernst, Jahn schluckt demütig über 100 und guckt bisserl verloren und verspricht, dafür im nächsten Heimspiel mit zweifacher Verlängerung und neun Punkten gegen die Crailsheimer Riesen zu gewinnen. Angeblich haben an diesem Tag einige der als Publikum anwesenden JBBL- und U14-Typen beschlossen, auch irgendwann mal NBBL zu spielen und ungestraft 35 Dreier draufhacken zu dürfen. Okay, wenn sie davon elf treffen, am liebsten in der Overtime.  

Rund um den Jahreswechsel sind die Jahnlinge eindeutig im Performance-Modus. Hart erkämpfter Auswärtssieg bei Urspring mit Roberts Career High in zwei Kategorien. Dann mitreißender Heimspielsieg gegen Tübingen, diesmal verkleidet sich Jahn erfolgreich als Herrenteam, wirft erneut 35 Dreier Richtung Ring und trifft zwölf, allerdings ohne Over-, nur in Crunchtime. An diesem Tag beschließen weitere JBBL- und U14-Typen…

Die Edel-Zwucks strotzen nun vor Spaß: „wir haben jetzt gegen jeden Gegner mindestens einmal gewonnen, das muss man sich mal geben!“ Genau, deswegen glaubt man, dass man im letzten Spiel mit halber Kraft und ohne Trikots (thanks to Käptn Bode) aus dem ICE kriechen kann und die Hauptrunde souverän beendet. War wohl nix, außer den finalen drei Minuten und dem allerletzten 0.3-Seconds-to-go-Alleyhoop von Philipp auf Robert, genau wie aufgemalt. Würzburg holt den ersten Sieg. Richtig: Jahn gewinnt offenbar heuer gegen jeden Gegner genau einmal. Die Trikots bringen übrigens Mama Bode (ja, ohne sie gäbe es übrigens den #jahnkiosk nicht!) und Papa Bode (der berühmte Jahn-Allesfahrer) mit dem nächsten ICE, eine Stunde später und just in time, in die Halle.

So, nun die Hauptrunde. Der erste Spieltag im Februar wird kurzfristig abgesagt, weil Tief Sabine die armen Trierer von den Geleisen zu wehen droht. Gab’s auch noch nie. Wie stark sind die Teams der Staffel Südwest? Nicht so. Südost gewinnt vier Wochen lang alle Spiele gegen Südwest. Da lassen sich auch die Jahnlinge nicht lumpen. Ab nach Bonn, Vinz "Gönn Dir" Kelnberger zockt wiedermal am effektivsten. Philipp dribbelt nur noch zweimal, macht nie mehr das erste Foul (aber wir greifen vor, Teil 2/2 folgt in Kürze), ein Elefantenrennen nach dem anderen wird gewonnen. So muss Heidelberg dran glauben, dann kommt Köln und lässt die Punkte da. Stern dunkt jetzt munter und wiederholt; aber was Wunder, ein weiteres Mal hat er inzwischen fünf Trainings am Stück absolviert, ist in der Verfassung seines Lebens. Wenn jetzt noch ein Heimsieg gegen Trier rausspringt, dann haben wir wirklich in dieser Saison gegen jeden…

Ersatzgeschwächte und sieglose Gladiatoren spielen Anfang März vor in der Weltenburger Str. Die Äuglein gerieben: 62:24 steht’s zur Halbzeit, lockerer Zock, Max als Top-Scorer, aber niemand will den Kasten Stilles Apfelschorle stiften, es bleibt bei 99. Aber das Rückspiel soll ja schon die Woche darauf stattfinden, Hostel und Bahntickets sind längst bezahlt!

Was zu der Zeit nur wenige ahnen: Es sollte bei der Bilanz von 9:5 bleiben. Gegen wirklich jedes Team genau einmal gewonnen. Spielstopp. Saison zu Ende. Corona. Historische Zeiten.

Aus, Äpfel, Amen.

Wie schade, es hat gerade so Spaß gemacht.

(to be continued)

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