„Alles, nur bitte nicht Platz sechs!“ So dürften viele Beteiligte vor der Europameisterschaft der U16-Mädchen in Bourges/Frankreich gedacht haben. Doch alle Bemühungen halfen letztlich nichts, die DBB-Korbjägerinnen landeten nach dem heutigen 49:54 (13:11, 17:12, 9:19, 10:12) gegen Spanien genau auf diesem sechsten Platz. Und damit auf der wohl undankbarsten – gleichwohl hervorragenden – Platzierung, denn so verpasste man nach den Medaillen auch den ersehnten fünften Platz, der zur Teilnahme an der U17-WM im kommenden Jahr in Minsk/Weißrussland berechtigt hätte. Im letzten EM-Spiel war einmal mehr Emily Bessoir (Foto unten) die erfolgreichste deutsche Punktesammlerin (13). Sie wurde auch in das All Tournament Team gewählt.
Auch die Spanierinnen – als großer EM-Favorit ins Rennen gegangen – hatten die WM als letztes Ziel im Blick. Die deutsche Mannschaft von Bundestrainer Stefan Mienack erwischte einen guten Start. Die exzellente Defense beeindruckte die Spanierinnen und vorne fand man die Lücken (6:2, 3.). Ganz schnell war Spanien wieder da und nutzte erste deutsche Fehler gnadenlos aus (6:6, 4.). Beide Teams legten ein enormes Tempo vor, Bessoir traf per Dreier zum 11:6 (7.). Auf die Defense konnte man sich weiterhin verlassen, jeder Wurf und jede Bewegung zum Korb wurden dem Gegner sehr schwer gemacht. Doch der hatte natürlich Klasse und war nach dem ersten Viertel absolut ebenbürtig (13:11).
Zweimal setzte sich Magdalena Landwehr zu Beginn des zweiten Viertels sehr schön am gegnerischen Brett durch: 17:11 (12.). Die DBB-Mädchen waren jetzt die bessere Mannschaft, Spanien wurde vermeintlich gut kontrolliert. Zwei Fehler und vier schnelle Punkte der Ibererinnen später sah es schon nicht mehr so souverän aus: 19:17 (15.). Der offensive Output beider Kontrahenten blieb überschaubar, Deutschland behauptete aber die Führung (23:19, 17.). Man musste aber höllisch gut auf den Ball aufpassen, denn die wieselflinken Spanierinnen lauerten immer auf Steals. Und verwandelten zwei davon zum 23:23 (18.), Auszeit Deutschland. Die ganz starke Landwehr zeigte sich unbeeindruckt und punktete per „and one“ zum 28:23 (19.), Julia Förner (Foto oben) traf noch vor dem Seitenwechsel zum 30:23.
Spanien legte direkt nach der Pause einen 10:0-Lauf hin (30:33, 24.). Deutschland war völlig konsterniert und leistete sich einen Ballverlust nach dem anderen. Erst Elea Gaba traf wieder an der Freiwurflinie, als 24 Minuten gespielt waren: 32:33. Spanien war dennoch obenauf, das DBB-Team kam zu keinem klaren Spielaufbau. Aber man nahm den Kampf an. Bessoir kassierte ihr drittes Foul, die Partie war nach wie vor ganz eng, da auch Spanien sich offensiv nicht mehr durchsetzen konnte (34:36, 27.). Die DBB-Auswahl verpasste mehrere gute Chancen, Spanien führte auch nach 29 Minuten (37:42). Man musste in diesen Minuten um die DBB-Mädchen bangen, die nach drei Vierteln mit 39:42 im Hintertreffen lagen.
Marie Reichert hatte einige gute Szenen (41:44, 32.) und die pure Energie von Nina Rosemeyer machte das 43:46 möglich. Verbissen wurde um jeden Zentimeter auf dem Feld gekämpft, jetzt zählte jede Bewegung. Auch nach 34 Minuten lagen die Spanierinnen in Front (43:50), die DBB-Auswahl kam einfach nicht heran. Es fehlte bis dahin der bestimmte Moment, die bestimmte Situation, die der Partie noch eine Wende hätte geben können. Doch noch gab sich das DBB-Team nicht geschlagen und profitierte nun von leichten Fehlern des Gegners. Landwehr traf an der Linie zum 47:50 (36.), zu viele Ballverluste bremsten dann die Aufholjagd. Gaba besorgte das 49:52 zwei Minuten vor dem Ende, 1?01 vor Schluss kam Spanien zum 49:54. Deutschland konnte nicht punkten, versuchte zu doppeln und foulte mit noch 22 Sekunden auf der Uhr. Es blieben letztlich nur drei Sekunden für den letzten Angriff, zu wenig.
Um es klar zu sagen: Ein sechster EM-Platz ist für die deutschen Mädchen ein hervorragendes Ergebnis, angesichts der Umstände aber war die große Enttäuschung am Ende nur allzu verständlich. „Ich bin endlos stolz auf meine Mannschaft. Der sechste Platz ist die zweitbeste Platzierung aller Zeiten. Wer uns vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass wir gleich zwei Chancen auf eine WM-Qualifikation haben, dem hätten wir nicht geglaubt. Das zeigt die gute Entwicklung im Mädchenbasketball. Natürlich ist man auch sehr enttäuscht, wenn man so nah dran war. Aber in beiden Spielen waren die Kleinigkeiten entscheidend, daran müssen die Mädchen wachsen. Es ist niemandem ein Vorwurf zu machen“, so Stefan Mienack.
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