Jahns Burschen legten letzten Sonntag – glücklicherweise genau zur rechten Zeit – einige schlechte Angewohnheiten ab.
- jene, nach feinen Siegen das darauf folgende Spiel sehr herb zu verlieren- außerdem, sich nicht nur ein bis zwei veritable Angriffs-Krisen im Spielverlauf zu leisten, sondern anschließend in die Lämmlein-Starre zu verfallen und der Schlachtbank entgegen zu schweigen- schließlich, die offensiven Schwäche-Perioden (s.o.) ungefiltert auch auf die Verteidigungsleistung zu übertragen, was regelmäßig in die oben erwähnten herben Niederlagen á la Crailsheim (57:81), Tübingen (68:96) oder Ulm (73:101) mündet
Nichts von alledem am letzten Sonntag in Urspring. „Ein Double Counter“, erinnerten die Jahn-Coaches Armin Sperber und Timo Heinrichs während der Trainingswoche nach dem Sensationssieg gegen Crailsheim: „Dieses Ergebnis nehmen wir original mit in die Playdowns – entweder als dienlichen Airbag oder als schweren Rucksack!“
Mit einem gefeierten Blitzstart von 11:0 legten die Jahn-Zwucks los, führten nach zehn Minuten aber nur noch 24:20, weil die Hausherren ihre Behäbigkeit allmählich nicht nur ablegten, sondern ihrerseits einen 14:0-Run zur 50:44-Pausenführung hinlegten. Da half auch die Glanzleistung von Robert Becker nichts, der zu diesem Zeitpunkt bereits sagenhafte 25 Punkte (80% aus dem Feld, fünf Dreier in sechs Versuchen, am Ende 30 Punkte, elf Rebounds, Effektivität 38!) in die Statistik gemeißelt hatte.
„Wir verteidigen jämmerlich, weil wir uns gedanklich eher um den letzten vergeigten Angriff kümmern, als um die nächsten 24 Sekunden in der Defense! 50 in einer Halbzeit kassieren heißt, dass wir von 101 eigenen Punkten ausgehen und das hat NOCH NIE GEKLAPPT!“ Es wurde Tacheles gesprochen in der Jahn-Kabine. Und das Team gelobte Kurskorrektur.
Nach wenigen Angriffen war das Match wieder offen, dank einer kampfstarken Team-Leistung der Münchner. Nach 30 Minuten stand es wieder 67:62 für Jahn. Der Kurswechsel ablesbar an den Rebound- und Assist-Quoten, wo die Gäste nun langsam aber sicher das Kommando übernahmen. Zum Beispiel Ben „Rüssl“ Rüssmann, der seinen Double Double mit zwölf Punkten und zehn Rebounds vor allem in Crunchtime erringen konnte. Zum Beispiel Vinzent Kelnberger, der trotz Spezial-Rolle in der Deckung acht Assists und elf Punkte beisteuerte. Zum Beispiel Kapitän Philipp Bode, der zwölfmal gefoult wurde und zehn von 16 Freiwürfen versenkte, als es darauf ankam, nicht nur den so wichtigen Sieg zu sichern, sondern auch den direkten Vergleich (das Hinspiel war 83:88 verloren gegangen) zu holen, der bekanntlich im Falle von Punktgleichheit die bessere Tabellenposition bedeutet. Eine Regel, die nur das Fußballvolk befremdlich findet – der Basketballer saugt sie mit der Muttermilch auf.
Jetzt waren die Urspring-Junioren noch einmal mächtig in Fahrt und kamen aus zweistelligem Rückstand zurück. Sie trafen wieder ihre gefürchteten Dreier und sie verteidigten wieder aggressiver und den Jahnlern unterliefen ein paar schlechte Pässe.
Aber die Restzeit war zu kurz, die letzte Minute brachte noch einmal ein paar Offensiv-Rebounds für München und schließlich gelang auch noch das Kunststück mit den sechs Punkten Differenz und dem direkten Vergleich, präzise mit 92:86 siegte Jahn München beim Tabellennachbarn! Der zweite Erfolg auf dem Weg durch die Playdowns und zum erhofften Klassenerhalt war gesichert.
Die Verantwortlichen um Sportwart Nikolaus H. Dünnwald lassen erfreut ausrichten: „Vier Siege, vier Niederlagen, Dankeschön und Frohe Weihnachten!“ Weiter geht’s gegen Tübingen, im Weltenburger-Dome, am 12. Januar.
Boxscore
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